Wer langfristig anlegt, kennt das Mantra der Diversifikation. Doch ein einmal festgelegtes Portfolio-Verhältnis (z.B. 70 % Aktien, 30 % Anleihen) bleibt nicht von selbst stabil. Durch unterschiedliche Marktentwicklungen verschieben sich die Gewichtungen: Wenn Aktien boomen, steigt ihr Anteil im Depot – und damit Ihr Risiko. Hier kommt das Rebalancing ins Spiel. Es ist die disziplinierte Technik, das ursprüngliche Risiko-Rendite-Profil wiederherzustellen, indem man Gewinner verkauft und Verlierer zukauft. Aber wie oft sollte man rebalancen? Die Frage nach der optimalen Portfolio Rebalancing ist eine der meistdiskutierten in der Finanzwelt, und die Antwort ist überraschend einfach, aber entscheidend für Ihren langfristigen Erfolg.
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Die Psychologie des Ungleichgewichts:
Warum Rebalancing nötig ist
Ein Portfolio ohne Rebalancing wird mit der Zeit risikoreicher. Nehmen wir an, Sie starten mit der klassischen Allokation 60 % Aktien / 40 % Anleihen. Wenn die Aktienmärkte über Jahre stark steigen (wie nach dem Corona-Crash), kann der Aktienanteil unbemerkt auf 75 % oder 80 % steigen. Ihr Depot ist dann nicht mehr 60/40 riskiert, sondern viel aggressiver.
Rebalancing zwingt Sie, die „antizyklische“ Regel zu befolgen:
- Verkaufen Sie die Asset-Klassen, die gut gelaufen sind (Aktien).
- Kaufen Sie die Asset-Klassen, die schlecht gelaufen sind (Anleihen oder Rohstoffe).
Dieses Vorgehen ist psychologisch schwierig, da es uns zwingt, gegen die menschliche Neigung zu handeln, Gewinner zu lieben und Verlierer zu meiden. Doch Rebalancing reduziert die Volatilität, schützt das aufgebaute Kapital und stellt sicher, dass das Risiko wieder Ihrem ursprünglichen Ziel entspricht (siehe Finanzielle Ziele setzen).
Die beiden gängigen Methoden:
Zeit- vs. Schwellenwert-basiert
Es gibt zwei Hauptansätze zur Bestimmung des Portfolio Rebalancing:
1. Zeitbasiertes Rebalancing (Der einfache Weg):
Sie entscheiden sich für feste Intervalle (z.B. einmal jährlich, halbjährlich oder quartalsweise).
- Vorteil: Extrem einfach, diszipliniert und beugt emotionalen Entscheidungen vor. Es spielt keine Rolle, wie der Markt steht, Sie handeln nach Plan.
- Nachteil: Sie könnten eine große Marktverschiebung verpassen oder unnötige Transaktionskosten verursachen, wenn die Abweichung gering ist.
Die meisten Finanzberater empfehlen die jährliche Überprüfung, oft am Jahresende, um sie mit der Steuererklärung (Steuererklärung online machen) zu kombinieren.
2. Schwellenwert-basiertes Rebalancing (Der präzisere Weg):
Sie rebalancen nur, wenn eine Asset-Klasse um einen bestimmten Prozentsatz von der Zielallokation abweicht (z.B. 5 % oder 10 %).
- Vorteil: Minimiert unnötige Umschichtungen und Transaktionskosten. Es wird nur gehandelt, wenn die Risikoallokation tatsächlich signifikant vom Plan abweicht.
- Nachteil: Erfordert ständige Überwachung und kann emotional schwieriger sein (man handelt, wenn die Märkte verrückt spielen).
Wenn Ihr Aktienanteil von 60 % auf 66 % (10 % Abweichung vom Ziel) gestiegen ist, wird rebalanciert. Ist die Abweichung geringer, warten Sie ab. Eine strikte Befolgung dieser Regeln im Depot ist der Schlüssel zur Kontrolle.
Wie oft ist zu oft?
Die Kosten der ständigen Umschichtung
Untersuchungen zeigen, dass es in Bezug auf die reine Performance kaum einen Unterschied macht, ob Sie monatlich, quartalsweise oder jährlich rebalancen. Die Häufigkeit des Portfolio Rebalancing wird vor allem durch zwei Faktoren begrenzt: Kosten und Steuern.
Transaktionskosten:
Jeder Kauf und Verkauf kostet Gebühren (auch wenn viele Broker (CapTrader) heute Sparpläne oder ETF-Käufe kostenlos anbieten). Häufiges Rebalancing, insbesondere bei kleineren Beträgen, kann die Rendite unnötig schmälern. Bei einem traditionellen Depot mit hohen Gebühren ist jährliches Rebalancing oft die effizienteste Wahl.
Steuern (Realisation von Gewinnen):
Jedes Rebalancing, bei dem Sie Anteile verkaufen, um die ursprüngliche Allokation wiederherzustellen, realisiert Kapitalgewinne. In thesaurierenden Depots, die ihre Gewinne nicht ausschütten, müssen Sie auf diese Gewinne Abgeltungssteuer zahlen. Das bedeutet, dass ein Teil Ihres Kapitals, der eigentlich durch den Zinseszinsrechner weiterarbeiten sollte, an den Staat abgeführt wird.
Die optimierte Strategie für ETFs: Rebalancing durch Einzahlungen
Die eleganteste Methode, um das steuerpflichtige Verkaufen zu vermeiden, ist das Rebalancing durch neue Sparraten (Cash Flow Rebalancing). Wenn Ihr Aktienanteil zu hoch ist, leiten Sie Ihre monatlichen Sparpläne einfach für einige Monate komplett in den Anleihen-Anteil oder in Cash um (z.B. auf ein Tagesgeldkonto), bis die ursprüngliche Balance wiederhergestellt ist. Dies ist steuerneutral und verursacht keine Verkaufskosten.
Der finale Fahrplan:
Anpassung an die Lebensphase
Das ideale Portfolio Rebalancing hängt letztlich von Ihrer Lebensphase ab:
- Akkumulationsphase (Junger Anleger):
Einmal jährlich Rebalancing genügt. Ihre Hauptpriorität ist das Maximieren der Sparrate und das Nutzen des Zinseszinseffekts. Das Rebalancing erfolgt idealerweise über neue Sparraten.
- Konsolidierungsphase (Mitte 40 bis 50):
Einmal jährlich oder Schwellenwert-basiert (5 % Abweichung). Hier sollte das Risiko langsam gesenkt werden, indem man den Aktienanteil zugunsten risikoärmerer Anlagen reduziert.
- Entnahmephase (Rentner):
Quartalsweise oder streng nach Schwellenwert (3 % Abweichung). Da das Kapital nun zur Deckung des Lebensunterhalts dient, ist der Schutz vor Verlusten die oberste Priorität. Strikteres Rebalancing ist nötig, um das Risiko zu minimieren. Ein Entnahmerechner hilft, die Raten zu planen.
Fazit:
Disziplin schlägt Komplexität
Das Rebalancing ist kein Instrument zur Renditesteigerung, sondern ein Werkzeug zur Risikokontrolle. Das beste Portfolio Rebalancing ist jene, die Sie diszipliniert und kostengünstig durchführen können. Für die meisten langfristigen Anleger ist eine jährliche Überprüfung, kombiniert mit dem Rebalancing durch die Umschichtung neuer Sparraten, der effektivste und steuerlich intelligenteste Weg.
Vermeiden Sie es, das Rebalancing aus Angst vor Kursverlusten zu verzögern. Indem Sie regelmäßig Gewinne realisieren und in untergewichtete Segmente umschichten, kaufen Sie quasi eine Versicherung gegen das große Risiko. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, einmal im Jahr Ihr Portfolio zu „entstauben“ und zum Plan zurückzukehren.




