Im aktiven Handel sehen Trader oft nur den nominalen Kauf- oder Verkaufspreis eines Assets auf ihrem Bildschirm. Was viele übersehen, sind die unsichtbaren, aber potenziell ruinösen Kosten, die bei jeder Transaktion anfallen: der Bid-Ask-Spread und die Slippage. Diese beiden Mechanismen sind keine Gebühren im herkömmlichen Sinne, sondern das direkte Resultat der Marktstruktur, der Liquidität und der Geschwindigkeit der Ausführung. Wer diese versteckten Kosten ignoriert, kann selbst bei erfolgreichen Strategien einen Großteil seiner potenziellen Gewinne an die Market Maker abgeben. Wir beleuchten, was Bid Ask Spread und Slippage genau bedeuten, wie sie im Tagesgeschäft von Daytradern und Swingtradern zum Problem werden und welche Schritte Sie unternehmen müssen, um Ihre Ausführungsqualität zu optimieren.
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1. Der Bid-Ask-Spread:
Die Spanne des Market Makers
Der Bid-Ask-Spread (Geld-Brief-Spanne) ist die grundlegendste „Gebühr“ im Handel. Er ist die Differenz zwischen dem höchsten Preis, den ein Käufer bereit ist zu zahlen (Bid, Geldkurs), und dem niedrigsten Preis, den ein Verkäufer bereit ist zu akzeptieren (Ask, Briefkurs).
Die Funktionsweise
Wenn Sie eine Aktie sofort kaufen möchten, müssen Sie den Ask-Preis bezahlen. Wenn Sie eine Aktie sofort verkaufen möchten, erhalten Sie den Bid-Preis. Der Spread ist die Marge, die der Market Maker (oder die Börse) für die Bereitstellung von Liquidität erhält.
- Hohe Liquidität = Niedriger Spread:
Bei hochliquiden Märkten (z.B. große Aktien wie Apple oder der DAX) ist der Spread oft nur wenige Ticks breit (sehr niedrig). - Niedrige Liquidität = Hoher Spread:
Bei illiquiden Assets (z.B. kleinere Kryptowährungen, Nischen-ETCs oder Pennystocks) ist der Spread sehr breit. Hier können Sie bereits beim Kauf 1 % oder 2 % an Wert verlieren.
Für aktive Trader, die täglich viele Transaktionen tätigen, muss der Spread so gering wie möglich sein, da diese Kosten die Profitabilität der Strategie direkt beeinflussen. Wer passiv in globale ETFs investiert (Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs), spürt den Spread nur minimal.
2. Slippage:
Wenn Geschwindigkeit und Volumen kollidieren
Slippage (zu Deutsch: Rutschung) beschreibt den Unterschied zwischen dem erwarteten Preis einer Order und dem tatsächlichen Ausführungspreis. Sie ist die unvorhersehbare Komponente der Handelskosten.
Wann Slippage auftritt
Slippage tritt am häufigsten in zwei Szenarien auf:
- Hohe Volatilität:
Bei wichtigen Nachrichten (Zinsentscheidungen, Quartalsberichte) oder großen geopolitischen Schocks ändern sich die Preise so schnell, dass sich der Preis zwischen dem Absenden der Order und ihrer Ankunft am Handelsplatz verschiebt. - Große Market Orders:
Wenn ein Trader eine große Order sofort ausführen will (Market Order), absorbiert diese Order nicht nur die besten verfügbaren Preise im Orderbuch (Bid oder Ask), sondern muss tiefer in das Orderbuch „rutschen“, um das gesamte Volumen zu füllen. Dies führt zu einem schlechteren Durchschnittspreis.
Beispiel: Sie wollen 1.000 Aktien zu 10,00 Euro kaufen. Nur 500 sind zu 10,00 Euro verfügbar, die nächsten 500 erst zu 10,05 Euro. Ihre Order „rutscht“, und der Durchschnittspreis wird 10,025 Euro – die 2,5 Cent sind Ihre Slippage-Kosten.
3. Die Kombination als Kostenfalle:
Slippage bei illiquiden Assets
Der gefährlichste Moment für Trader ist, wenn hoher Spread und Slippage zusammenkommen, typischerweise bei illiquiden Assets oder während turbulenten Marktphasen.
Handel mit geringer Liquidität
Gerade im Kryptomarkt oder bei kleineren Aktien (Small Caps) ist die Liquidität gering. Wenn Sie eine Market Order aufgeben, um schnell zu kaufen oder zu verkaufen, wird der Spread nicht nur sofort als Kosten wirksam, sondern die Order muss auch schnell mehrere Preislevel im dünnen Orderbuch „durchbrechen“.
Der Effekt ist besonders verheerend für das kurzfristige Trading (Daytrading für Einsteiger). Wenn der geplante Gewinn 1 % betragen soll, aber der kombinierte Spread und Slippage 0,5 % kostet, halbiert das die Rentabilität des Trades. Viele Trading-Strategien scheitern letztlich an diesen scheinbar kleinen Reibungsverlusten.
Nutzen Sie Trading-Plattformen wie TradingView, um die Orderbücher und das tatsächliche Volumen eines Assets zu analysieren, bevor Sie handeln.
4. Strategien zur Minimierung von Spread und Slippage
Sie können diese versteckten Kosten nicht eliminieren, aber Sie können sie drastisch minimieren, indem Sie diszipliniert handeln und die richtigen Order-Typen wählen.
- Limit Orders nutzen:
Verwenden Sie fast immer Limit Orders anstelle von Market Orders. Eine Limit Order garantiert Ihren Ausführungspreis. Sie kann zwar dazu führen, dass die Order nicht sofort oder gar nicht ausgeführt wird (was bei Daytradern frustrierend sein kann), aber sie schützt Sie vollständig vor Slippage. Dies ist der wichtigste Hack, um Bid Ask Spread und Slippage zu kontrollieren. - Handeln Sie während der Hauptzeiten:
Die Liquidität ist am höchsten und der Spread am geringsten, wenn die Hauptbörsen geöffnet sind (z.B. 9:30 bis 16:00 Uhr EST für US-Aktien). Vermeiden Sie Trades nach Feierabend oder am Wochenende, wenn Market Maker die Spreads aggressiv ausweiten. - Broker und Handelsplatz wählen:
Wählen Sie Broker mit Zugang zu ECNs (Electronic Communication Networks) oder direkten Marktzugängen, um den besten verfügbaren Preis zu erhalten. Vergleichen Sie die Spreads für Ihre bevorzugten Assets, bevor Sie ein Depot eröffnen.
Wer seine Trading-Erfolge realistisch bewerten will, muss diese Kosten in seine Performance-Berechnung einbeziehen. Nutzen Sie einen Renditerechner, um die tatsächliche Rendite nach Abzug aller impliziten und expliziten Kosten zu ermitteln.
Fazit:
Der Disziplin-Vorteil im Trading
Der Bid Ask Spread und Slippage sind die stillen, aber mächtigen Kosten, die den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem scheiternden Trader ausmachen können. Der Spread ist der unvermeidbare Preis für Liquidität, während die Slippage der Preis für Ungeduld oder Volatilität ist.
Indem Sie Market Orders meiden, Limit Orders verwenden und den Liquiditätszeitpunkt respektieren, reduzieren Sie Ihre Handelskosten dramatisch und erhöhen Ihre Nettogewinnmarge. Der Profi versteht, dass im aktiven Handel jeder Basispunkt zählt. Behandeln Sie die Kontrolle dieser unsichtbaren Kosten als fundamentalen Teil Ihrer Trading-Strategie und gewinnen Sie den entscheidenden Disziplin-Vorteil gegenüber der emotionalen Masse der Retail-Trader.




